Überlaufblase: Ursachen und Behandlung
Donnerstag, 27.04.2023
Ratgeber Überlaufblase: Ursachen und Behandlung
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Die Überlaufinkontinenz oder Überlaufblase ist eine Form der Harninkontinenz. Ein wichtiges Kennzeichen dieser Inkontinenz ist, dass die Harnblase nicht mehr vollständig entleert werden kann. Als Definition der Überlaufinkontinenz wird deshalb auch der Begriff Blasenentleerungsstörung verwendet. Denn, obwohl Betroffene durchaus Harndrang verspüren und auch regelmäßig die Toilette aufsuchen, können sie immer nur sehr wenig Harn abgeben. Ein Großteil des Urins bleibt jedoch in der Harnblase zurück, so dass diese quasi ständig gefüllt ist und ab einem bestimmten Zeitpunkt überläuft.
Symptome einer Überlaufinkontinenz
Dieses „Überlaufen“ der Harnblase zwischen den Toilettengängen erfolgt nicht willentlich, sondern aufgrund des hohen mechanischen Drucks auf den Blasen-Schließmuskel. Dabei kommt es zum sogenannten Harnträufeln, dem unwillkürlichen und ständigen Abgang kleiner Urinmengen aus der übervollen Blase. Dieser tröpfchenweise Harnverlust gilt als besonders charakteristisches Symptom der Überlaufinkontinenz. Er wird vom Patienten bzw. der Patientin in der Regel nicht wahrgenommen und kann willentlich weder gesteuert, noch unterdrückt werden.
Weitere Symptome der Überlaufinkontinenz sind außerdem:
- Harnverhalt, also das Unvermögen die volle Blase akut und vollständig entleeren zu können sowie ein „Startverzögerung“ beim Wasserlassen und Unterbrechungen während des Urinierens.
- ein spürbares Restharngefühl
- anhaltender Harndrang, weil die Blase ständig gefüllt ist.
- Im Extremfall kann es auch zu einem gefährlichen Rückstau des Harns bis zu den Nieren kommen
Wie zeigt sich eine Überlaufblase?
Eine Überlaufblase zeigt sich als:
- stark vergrößerte Harnblase mit einem Fassungsvermögen von nicht selten mehreren Litern. Normalerweise fasst das Hohlorgan etwa ein bis anderthalb Liter Urin.
- Sie ist die Folge einer länger anhaltenden Überlaufinkontinenz, wodurch es zu einer
- starken Überdehnung der Blasenmuskulatur kommt sowie
- dem Verlust bzw. Nachlassen der Kontraktionsfähigkeit der Blase.
Ursachen einer Überlaufinkontinenz
Es gibt, grob gesprochen, zwei Hauptursachen, die zu einer Überlaufinkontinenz führen können und nach denen die Erkrankung auch unterschieden wird:
- Funktionelle Überlaufinkontinenz, wenn eine Schwächung der Blasenmuskulatur vorliegt.
- Obstruktive Überlaufinkontinenz, wenn ein mechanisches Hindernis den Urinablauf behindert.
Wie entsteht eine Überlaufinkontinenz?
Zu einer funktionellen Überlaufinkontinenz kommt es, wenn die Blasenmuskulatur sich nicht mehr ausreichend stark zusammenziehen kann, um den Restharn aus der Blase zu befördern.
Ursache hierfür sind meist neurologische Grunderkrankungen, wie z.B. Morbus Parkinson, Demenz oder Multiple Sklerose. Auch Nervenschädigungen infolge von Diabetes oder Nebenwirkungen bestimmter Beruhigungsmittel, wie sie z.B. gegen Depressionen eingesetzt werden, können dafür verantwortlich sein. Diese Art der Überlaufinkontinenz betrifft Männer und Frauen gleichermaßen.
Bei der obstruktiven Überlaufinkontinenz sorgt ein Hindernis am Blasenausgang dafür, dass der Abfluss über die Harnröhre verengt oder verstellt wird. Dafür kann ein Tumor oder auch ein Bandscheibenvorfall verantwortlich sein. Deutlich häufiger sind es aber gutartige Vergrößerungen oder Absenkungen von Organen im Becken, die zu Blockaden und Abflussproblemen am Blasenausgang führen. Bei Männern und Frauen liegen hierfür jeweils unterschiedliche Gründe vor.
Überlaufblase beim Mann
Bei Männern ist in den meisten Fällen eine gutartige Prostatavergrößerung für die Entstehung einer obstruktiven Überlaufinkontinenz mit Überlaufblase verantwortlich. Denn durch ihre Lage direkt unterhalb der Blase und um die Harnröhre herum, drückt eine vergrößerte Prostata entsprechend stark auf Harnröhre und Blasenausgang. Der Urin kann damit nicht mehr ungehindert abfließen, was dann zu den typischen Symptomen der Überlaufblase mit Problemen beim Wasserlassen sowie Blasenschwäche führt.
Überlaufblase bei Frauen
Auch Frauen können an einer obstruktiven Überlaufblase erkranken. Allerdings ist das deutlich seltener als bei Männern der Fall. Verantwortlich für eine obstruktive Überlaufinkontinenz bei Frauen können z.B. Gebärmuttersenkung sein. Aber auch vorangegangene Unterleibsoperationen können für einen behinderten Abfluss sorgen
Behandlung einer Überlaufinkontinenz
Die Überlaufinkontinenz zählt zu den fortgeschrittenen, schweren Inkontinenzformen. Sie ist für Betroffene nicht nur äußerst unangenehm, sondern birgt unbehandelt auch ernste gesundheitliche Gefahren.
So kann es bei einer chronischen, also anhaltenden, Überlaufblase zu einem Rückstau des Urins in die Harnleiter bis hin zu den Nieren kommen. Das kann zu ernsthaften bakteriellen Infektionen, wie einer Nierenbeckenentzündung führen.
Außerdem kann die Nierenfunktion nachhaltig beeinträchtigt werden und eine Nierenschwäche oder auch sogar ein akutes Nierenversagen entstehen. Deshalb ist es sehr wichtig eine Überlaufinkontinenz immer medizinisch behandeln zu lassen.
Was tun gegen Überlaufblase?
Die Therapie einer Überlaufinkontinenz richtet sich in erster Linie nach den jeweils vorliegenden Ursachen:
Behandlung der obstruktiven Überlaufinkontinenz
Liegt eine obstruktive Überlaufinkontinenz, also eine Abflussstörung als Ursache vor, zielt die Therapie darauf ab das Hindernis soweit wie möglich zu verkleinern bzw. komplett zu entfernen, damit der Urin wieder ungehindert abfließen kann:
- Bei einem Tumor, Blasensteinen oder ein Bandscheibenvorfall müssen diese entsprechend behandelt werden.
- Bei einer vergrößerten Prostata, wird oft eine Entfernung des Organs oder zumindest eine chirurgische Ausschälung nötig.
- Auch eine Gebärmuttersenkung wird in der Regel chirurgisch therapiert.
Behandlung der funktionellen Überlaufinkontinenz
Liegt als Ursache der Überlaufinkontinenz eine geschwächte Blasenmuskulatur vor, geht es ebenfalls darum die jeweiligen Ursachen zu behandeln und die Blasenmuskulatur zu stärken:
- Bei neurologischen und Stoffwechselerkrankungen Grunderkrankungen, wie Multiple Sklerose, Demenz, Diabetes. etc. ist es wichtig erst diese entsprechend zu behandeln.
- Zusätzlich wird die Überlaufblase in der Regel mithilfe eines Katheters geleert.
- Bei entsprechender Indikation, kann es bei einer Überlaufblase auch Sinn machen einen Dauerkatheter zu legen, um einen drohenden Harnstau zu verhindern.
- Bestimmte Medikamente, wie z.B. Cholinergika, helfen außerdem die Aktivität der Blasenmuskulatur anzuregen.
- Auch ein Blasentraining hat sich bei der Überlaufblase bewährt
- Weitere Maßnahmen bei Überlaufblase sind Beckenbodentraining sowie Elektrostimulation.
Hilfsmittel bei Überlaufinkontinenz
Im Alltag helfen Inkontinenzprodukte sich bei einer Überlaufinkontinenz weitgehend trocken und sicher fühlen zu können. Hilfsmittel zur Behandlung einer Inkontinenz stehen in vielen unterschiedlichen Formen, z.B. als Vorlagen, Einlagen, Windelhosen, Pants, etc., sowie verschiedenen Größen und Stärken zu Verfügung.
Sie werden ab einer mittleren Inkontinenz von den gesetzlichen Krankenkassen finanziell bezuschusst. Um den Zuschuss von Ihrer Krankenkasse zu erhalten, müssen Sie sich von Ihrem behandelnden Arzt ein Rezept ausstellen lassen, das Sie dann direkt bei uns einreichen können.
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Anja Lang ist Medizinjournalistin mit langjähriger Erfahrung. Nach dem Studium der Kommunikationswissenschaften mit Schwerpunkt Medizin- und Wissenschaftsjournalismus war Sie als Medizinjournalistin für verschiedene Fernsehsender tätig. Mittlerweile ist sie seit über 20 Jahren selbstständig und schreibt für diverse einschlägige Fachzeitschriften sowie Gesundheitsportale.
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