Inkontinenz beim Mann
Auch wenn das Thema tabuisiert ist, so sind doch auch Männer von Inkontinenz betroffen. Welche Ursachen die Inkontinenz bei Männern haben kann, welche Formen und Symptome auftreten können erfahren Sie in diesem Beitrag. Damit Sie Ihr Leben wieder unbeschwert genießen können.
Donnerstag, 20.04.2023
Ratgeber Inkontinenz beim Mann
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Inkontinenz ist nicht nur bei Frauen ein Thema. Auch viele Männer leiden unter Blasenschwäche. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 11 Prozent aller Männer in Deutschland inkontinent sind.
Die Dunkelziffer dürfte aber weit höher liegen. Denn eine Blasenschwäche ist beim „starken Geschlecht“ noch stärker tabuisiert, als das bei Frauen schon der Fall ist. So verheimlichen Männer mit Inkontinenz ihr Leiden besonders häufig und „doktern“ nicht selten aus Scham mit selbstgebastelten Papiereinlagen oder gar Socken im Slip herum, um nicht entdeckt zu werden. Dabei ist eine Inkontinenz beim Mann sehr gut behandelbar und in vielen Fällen auch heilbar.
Ursachen der schwachen Blase beim Mann
Die Hauptursachen für eine Inkontinenz beim Mann unterscheiden sich von denen der Frau. Während bei Frauen die Ursachen einer Harninkontinenz in erster Linie auf einen geschwächten Beckenboden zurückzuführen sind, liegen die Gründe dafür, dass „Mann“ den Urin nicht halten kann, vor allem in einer Vergrößerung der Prostata. Die Vorsteherdrüse liegt unterhalb der Blase und umschließt die Harnröhre. Das sorgt in jungen Jahren für eine zusätzlichen Halt des an sich sowieso schon stärkeren männlichen Beckenbodens.
Inkontinenz beim jungen Mann
Eine schwache Blase ist daher bei jüngeren Männern, anders als bei Frauen, in der Regel ziemlich selten. Das heißt aber nicht, dass eine Inkontinenz bei jungen Männern nicht vorkommen kann. Ursachen hierfür ist dann aber nicht eine Prostatavergrößerung, sondern zum Beispiel:
- Angeborene anatomische Fehlfunktionen
- Neurologische Vorerkrankungen, z.B. Schlaganfall, Multiple Sklerose
- Nervenschäden durch Unfälle, Operationen, etc.
- Nebenwirkung bestimmter Medikamente, wie Narkotika, Antidepressive, etc.
- Psychische Ursachen
Wann werden Männer inkontinent?
Beschwerden von Inkontinenz treten bei Männern vermehrt erst etwa ab einem Alter von 50 Jahren auf, wenn es zu einer deutlichen Prostatavergrößerung gekommen ist. Denn die Prostata nimmt im Laufe eines Männerlebens kontinuierlich an Volumen zu und wächst von etwa der Größe einer Kastanie bis zur Größe einer Apfelsine an. Diese Prostatavergrößerung ist in den allermeisten Fällen ein normaler Alterungsprozess von dem jeder Mann betroffen ist, unabhängig von einer bösartigen Vergrößerung der Prostata, dem Prostatakarzinom.
Welche Form der Inkontinenz ist bei Männern am häufigsten?
Auch, wenn die Vergrößerung der Prostata an sich in vielen Fällen harmlos ist, kann sie - aufgrund Ihrer direkten Nähe zu Harnröhre und Blase - eine Reihe an ernsthaften Inkontinenzproblemen beim Mann verursachen. Denn eine vergrößerte Prostata übt zunehmend Druck auf die Harnröhre und die Blase aus. Das führt zu einer Verengung der Harnröhre und Reizung der Blase, was eine Beeinträchtigung der Blasenfunktion zur Folge hat.
Muss die Prostata, z.B. aufgrund eine Prostatakarzinoms, chirurgisch entfernt werden, ist eine anschließende, meist vorübergehende, Inkontinenz beim Mann ebenfalls sehr häufig. Denn, wenn die stützende Kraft der Prostata fehlt, schwächt das den Beckenboden. Darüber hinaus können bei Operation auch Nerven verletzt werden und damit ebenfalls die Blasenfunktion beeinträchtigt werden.
Zu den häufigsten Formen von Inkontinenz bei Männern gehören vor allem:
- Dranginkontinenz
- Mischinkontinenz (Kombination aus Drang- und Belastungsinkontinenz)
- Belastungsinkontinenz
- Überlaufinkontinenz
Symptome von Inkontinenz & Blasenschwäche beim Mann
Die Symptome der Harninkontinenz beim Mann richten sich nach der Art der jeweils vorherrschenden Inkontinenzform.
Symptome bei Dranginkontinenz:
- Häufiger und plötzlich einsetzender starker Harndrang, bei dem Mann den Urin nicht mehr halten kann
- Inkontinenz bei Männern auch nachts.
Symptome bei Belastungsinkontinenz
- Urinverlust ohne Harndrang bei Druckentwicklung im Unterbauch, z.B. durch starkes Heben, Lachen, Husten.
Symptome bei Mischinkontinenz (Kombination aus Dranginkontinenz und Belastungsinkontinenz)
- Häufiger, plötzlich einsetzender Harndrang mit Harnverlust
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Harnverlust beim Lachen, Husten, Tragen, etc.
Symptome bei Überlaufinkontinenz
- Gefühl von ständig voller Blase, da Blase nicht mehr vollständig entleert werden kann
Harnträufeln, Nachträufeln - Schwacher Urinstrahl und Unterbrechungen beim Wasserlassen
- Häufiges Wasserlassen bei geringer Urinabgabe.
Wie unterscheidet sich eine Blasenschwäche bei Männern und Frauen?
Hauptursache der Inkontinenz beim Mann sind vor allem Prostataprobleme. Bei Frauen steht eine Beckenbodenschwäche als Inkontinenzursache im Vordergrund.
In jungen Jahren sind Männer von einer Harninkontinenz deshalb noch deutlich seltener betroffen, als Frauen. Das ändert sich etwa ab dem 50. Lebensjahr. Infolge der zunehmenden Prostatavergrößerung, entwickeln Männer dann häufig eine Dranginkontinenz, aber auch Belastungsinkontinenz bzw. Mischinkontinenz sowie eine Überlaufinkontinenz.
Bei Frauen kommt mit den Wechseljahren zu einer oft schon bestehenden Belastungsinkontinenz, nicht selten noch eine Dranginkontinenz hinzu. So leiden Frauen ab etwa 50 Jahren ebenfalls häufig an einer Mischinkontinenz.
Was kann man gegen Inkontinenz bei Männern tun?
Die Behandlung der Inkontinenz bei Männern richtet sich zum einen nach der Art und Ursache der Inkontinenz sowie nach der Stärke der auftretenden Symptome.
Eine leichte bis mittelstarke Inkontinenz bei Männern wird in der Regel erstmal immer versucht mit konservativen Mitteln zu therapieren. Darunter versteht man nichtoperative Therapieverfahren mit Medikamenten oder auch Physiotherapie. In den meisten Fällen lassen sich damit bereits sehr gute Verbesserungen erzielen bzw. die Inkontinenz beim Mann auch komplett heilen.
Bewährte konservative Möglichkeiten zur Behandlung einer Inkontinenz von Männern sind:
- Bestehendes Übergewicht reduzieren
- Gesunde, ballaststoffreiche Kost
- Regelmäßig Sport und Bewegung
- Ausreichend Flüssigkeit trinken, um die Blase zu spülen
- Rauchverzicht
- Verzicht auf Alkohol, da Alkohol harntreibend und reizend auf die Harnwege wirkt, was die Inkontinenz beim Mann fördert.
- Blasenreizende Nahrungsmittel, wie Kaffee, Zitrusfrüchte, scharfe Gewürze, etc. ebenfalls meiden
- Goldrute zur Blasenentspannung
- Arzneikürbis zur Blasenstärkung
- Cranberry- oder Preiselbeersaft zum Schutz vor Blasenentzündung
- Kälte im Beckenbereich vermeiden
Kann man Inkontinenz bei Männern operieren?
In schweren Fällen von Harninkontinenz beim Mann oder auch, wenn konservative Therapiemaßnahmen nicht ausreichend gut helfen, kann eine Inkontinenz bei Männern auch operativ behandelt werden. Gängige OP-Verfahren einer Inkontinenz beim Mann sind:
- Harnröhrenschlinge: Chirurgische Einlage eines Kunststoffbandes um die Harnröhre bei Belastungsinkontinenz des Mannes, analog zur TVT-Band-Operation bei einer Belastungsinkontinenz der Frau.
- Künstlicher Schließmuskel: Implantation eine Druckmanschette zur manuellen Kontrolle der Harnblase beim Mann.
- Botox-Injektion in die Blase dient der Beruhigung der überaktiven Blase bei Dranginkontinenz.
- Operative Erweiterung der Blase oder auch Entfernung der Blase in sehr schweren Fällen von Dranginkontinenz.
Inkontinenz beim Mann: Hilfsmittel
Ergänzend zu den oben genannten Therapieformen, steht außerdem eine Vielzahl an unterschiedlichen Inkontinenzprodukten zur Verfügung, die speziell zur Behandlung der männlichen Inkontinenz konzipiert sind. Dazu gehören:
- Aufsaugende Hilfsmittel für Männer, wie z. B.
- Ableitende Hilfsmittel für Männer, wie z.B.
- Katheter (Dauerkatheter, Einmalkatheter)
- Bett- und Beinbeutel
- Urinal-Kondome
- Penisklemmen
Inkontinenz nach Katheterentfernung beim Mann
Zur Entlastung der Blase bei großen Operationen, bei Blasenentleerungsstörungen, Blasenspülungen, etc., aber auch zu diagnostischen Zwecken, kann es nötig werden für eine gewisse Zeit einen Blasenkatheter legen zu lassen, um den Urin darüber abzuleiten. Viele Männer haben Angst davor, nach dem Entfernen des Katheters inkontinent zu werden. Diese Angst ist unbegründet, da das Risiko den Schließmuskel beim Entfernen des Katheters zu verletzen nur äußerst gering ist.
Allerdings kann es vorkommen, dass Blase und Harnröhre durch den Fremdkörper gereizt werden, so dass es nach dem Entfernen des Katheters für einige Tage zu leichten Schmerzen beim Wasserlassen oder auch verstärktem Harndrang kommen kann. Diese Beschwerden sind in der Regel harmlos und verschwinden schnell wieder, so dass der Toilettengang anschließend meist wieder ganz normal funktioniert.
Hilfsmittel bei Inkontinenz: Was zahlt die Kasse?
Inkontinenzprodukte für Männer werden ab einer mittleren Inkontinenz von den gesetzlichen Krankenkassen finanziell bezuschusst. Um diesen Zuschuss von der Krankenkasse zu erhalten, müssen Sie sich vom Arzt ein entsprechendes Rezept ausstellen lassen. Dieses Rezept können Sie dann direkt bei uns einreichen.
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Anja Lang ist Medizinjournalistin mit langjähriger Erfahrung. Nach dem Studium der Kommunikationswissenschaften mit Schwerpunkt Medizin- und Wissenschaftsjournalismus war Sie als Medizinjournalistin für verschiedene Fernsehsender tätig. Mittlerweile ist sie seit über 20 Jahren selbstständig und schreibt für diverse einschlägige Fachzeitschriften sowie Gesundheitsportale.
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